G'scheit fair unterwegs: Autofasten 2025 für eine lebenswerte Zukunft
Das Positionspapier als Download
Die Umweltbeauftragten der evangelischen und katholischen Kirche Österreichs laden 2025 unter dem Motto „G'scheit fair unterwegs“ zur Aktion Autofasten ein.
Wir fordern alle Menschen in Österreich auf, eigenes klimaschädliches Mobilitätsverhalten zu überdenken, das Auto wo und wann immer es möglich ist, stehen zu lassen und Alternativen wie zu Fuß gehen, Radfahren und öffentliche Verkehrsmittel verstärkt zu nutzen.
Getragen ist dieser Aufruf von der Gewissheit, dass ein „weiter so wie bisher“ unsere Lebensgrundlagen zunehmend gefährdet. Beim (Auto)Fasten geht es uns Christinnen und Christen darum, persönlich und gemeinsam innezuhalten und uns auf Wesentliches neu auszurichten. Ebenso weisen wir auf die Notwendigkeit der Veränderungen der Strukturen im Verkehrsbereich deutlich hin.
Der Verkehrssektor bleibt das größte Hindernis für die Erreichung der Klimaziele und verstärkt gleichzeitig soziale Ungleichheiten. Wohlhabendere Bevölkerungsgruppen verursachen einen überproportional großen Anteil der Verkehrsemissionen, während ärmere Bevölkerungsschichten übermäßig unter den negativen Auswirkungen wie Luftverschmutzung (Feinstaub, Stickoxide, Lärm) und dem Verlust öffentlicher Räume leiden.
Wir wollen nicht länger vom privaten PKW abhängig sein!
Als (Auto)Faster*innen sind wir bemüht, in unserem persönlichen Lebens- und Wirkungsbereich Veränderungen im Mobilitätsverhalten voranzutreiben. Ohne entsprechende Rahmenbedingungen sind wir mit unserem Latein allerdings bald am Ende. An die politischen Entscheidungsträger appellieren wir dringend klimaschädliche Subventionen zu streichen bzw. zu ökologisieren (Dieselprivileg, Kerosinsteuer, Pendlerpauschale), den Ausbau nachhaltiger Verkehrsoptionen zu fördern und die Neugestaltung der Infrastrukturen für sämtliche Verkehrsteilnehmer voranzutreiben.
Wir erwarten von den politischen Verantwortlichen, dass sie ausschließlich in solche Infrastrukturen investieren, die den Schutz und die Erhaltung der Lebensgrundlagen für kommende Generationen gewährleisen. In Übereinstimmung mit zahlreichen Initiativen fordern wir von den politischen Verantwortlichen ein:
- Perspektivenwechsel in der Raumplanung und Verkehrspolitik: Das Zu Fuß gehen, das Radfahren und die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel soll in den Mittelpunkt gestellt werden. Österreich ist kein Autoland, sondern entwickelt sich zu einem Land von Zu Fuß-gehern, Rad- und Bahnfahrenden.
- Maßnahmen zur effektiven Reduktion des motorisierten Individual Straßenverkehrs der sich in absoluten Zahlen nachweisen lässt.
- Erhaltung, Wiederherstellung und Ausbau einer leistungsfähigen schienengebundenen Verkehrsinfrastruktur als vollwertiges Rückgrat der Regionalentwicklung.
- Attraktivierung des persönlichen Lebensumfeldes durch Rückbesinnung auf Siedlungsstrukturen im Sinne eines Alltags der kurzen Wege; dabei sollen den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen vorrangige Bedeutung zukommen.
- Klimaticket muss für alle Bevölkerungsschichten leistbar sein! Als Autofaster*innen nutzen wir die geschaffenen Möglichkeiten des Klimatickets, bewerben diese aktiv und setzen konkrete Initiativen zur Integration der Klima- bzw. Regionaltickets in das betrieblichen Mobilitätskonzept von kirchlichen Einrichtungen. Für die breite Inanspruchnahme fordern wir die soziale Ausgewogenheit in der Preisgestaltung. Die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel muss für alle Bevölkerungsschichten leistbar sein.
- Übertragbare Regionaltickets in allen Bundesländern Österreichs! Ein Kernanliegen von Autofasten ist es, Menschen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu motivieren (Innehalten- Reflektieren- Neuausrichten des persönlichen Mobilitätsverhaltens). Dabei wollen wir in ganz Österreich auf das bestens eingeführte Instrument des übertragbaren Regionaltickets, wie z. Bsp. das Steiermark Ticket zurückgreifen.
Wir setzen uns 2025 zum Ziel, möglichst viele Pfarren und kirchliche Einrichtung durch das Zur Verfügbar Stellen solcher Tickets als Botschafter für eine klimafreundliche Mobilität zu gewinnen. Für die Bundesländer bzw. Verkehrsverbünde, wo es diese Möglichkeit bisher nicht gibt, werben wir um die breite zivilgesellschaftliche Unterstützung dieses Anliegens bei sozialen Initiativen, Vereinen und politischen Gemeinden. - Tempo senken- Leben retten! Autofasten unterstützt die Kampagne zur Entschleunigung und Temporeduktion im Straßenverkehr und fordert die Einführung des Tempolimits 30/80/100. Diese Maßnahmen sind rasch umzusetzen, tun niemandem weh, kosten praktisch kein Geld, bringen mehr Sicherheit und verringern den Verbrauch von fossilem Treibstoff. Durch den Rückbau von Straßen können wertvolle Flächen wiederum entsiegelt werden. Im eigenen kirchlichen Bereich setzten wir konkrete Initiativen zur Umsetzung von 30/80/100.
Die Zukunft des Verkehrs ist multimodal. So wie man die Strecke z.B. von Wien nach Innsbruck am besten mit dem Zug zurücklegt, ist der Weg ins nächste Café am besten zu Fuß zu bewältigen. Fahrrad und Busse, U-Bahn, Straßenbahnen und Elektroautos sind Bausteine für eine angepasste, zweckdienliche und umweltfreundliche Mobilität. Heute ist oft noch das Auto - meist überdimensioniert und oft mit Dieselmotor - die einzige Antwort auf vielfältige Mobilitätsbedürfnisse - oft eine ziemlich einfältige Antwort, die ökologisch über alle Stränge schlägt.
Faire Verteilung des öffentlichen Raumes!
Die (Neu)Gestaltung des öffentlichen Raumes kann/darf nicht länger das Auto bzw. Autostraßen als Ausgangspunkt von Planungen sehen. Wir brauchen eine neue Mobilitätshierarchie und Städte, die für Menschen geplant werden und nicht für Autos (Flächeneffizienz, Umweltverträglichkeit, Lebensqualität)! (Autofasten)
Mobilitätshierarchie:
Ganz oben rangiert das Zufußgehen, gefolgt von Radfahren und das Benutzen des Öffentlichen Verkehrs. Dahinter Taxis bzw. Carsharing und am Ende der private Pkw. In Städten deren Verkehrsplanung sich an den Bedürfnissen dieser Hierarchie orientiert wird sich eine neue Lebensqualität einstellen.
Auch Menschen am Land wollen an der Mobilitätswende teilhaben!
In vielen ländlichen Gebieten Österreichs ist der private Pkw oft das einzige verfügbare Verkehrsmittel. Das verursacht soziale und ökologische Probleme. Wer sich kein Auto leisten kann, wird praktisch von der Teilhabe am öffentlichen Leben ausgeschlossen. Das bedeutet in der Regel einen erschwerten Zugang zu Gesundheitsdiensten, Bildungsangeboten und Arbeitsplätzen.
Bessere öffentliche Verkehrsanbindungen in ländlichen Gebieten Durch die Kombination von schlechter Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel mit einem schleichenden Verlust an öffentlicher Infrastruktur (Post, Schulen, Lebensmittelhandel, etc.) wird das bestehende Stadt-Land Gefälle weiter verstärkt. Die Angebote öffentlicher Verkehrsbetriebe sind speziell an den Wochenenden (fast) nicht vorhanden.