Oft hat man den Eindruck, wenn wir vom Autofahren und unserer Mobilität sprechen, dann geht es nur, um das CO2 und die Umweltschäden. Auch scheinen die Argumente gegen neue Straßen und für mehr „Öffis“, wie ein grüner Anstrich zu sein, damit wir die Klimakatastrophe und unsere Zukunft in den Griff bekommen. Doch es geht um viel mehr. Unsere Art der Fortbewegung, ist zutiefst auch eine Frage der Gerechtigkeit, wie jeder Bereich unseres Lebensstiles. Die ungerechte Verteilung von Ressourcen und Lebensgrundlagen, kann gerade in der Fastenzeit, überdacht werden. Dazu ladet auch die Ausstellung, „um alles in der Welt“, in der Inatura in Dornbirn ein. Dort steht noch bis Mitte Oktober 2024, das größte Wimmelbild der Welt. Mit seinen 25 Metern Länge, bildet es den Auftakt einer dreiteiligen Ausstellung, die sich mit den Folgen des ressourcenverschwenderischen Lebens des globalen Nordens auf den Süden auseinandersetzt. Die Idee und Umsetzung kommt vom Welthaus Vorarlberg, einem Zusammenschluss 7 katholischer Entwicklungsorganisationen und wurde in Zusammenarbeit mit der Inatura realisiert. Unter den sechs Grundthemen, findet sich auch das Thema Mobilität. Spannend dabei, es geht immer auch um die globalen Zusammenhänge. Und es wird deutlich, Autofahren ist ein Beziehungsthema, eine Dienstleistung, ein Austausch (oder Diebstahl) an Ressourcen und Kapital und Humankapital. Egal ob es um den Treibstoff geht, der gewonnen und um die ganze Welt transportiert und verarbeitet wird, oder die seltenen Erden, die weit weg (manchmal auch von Kindern) abgebaut werden, immer sind es Menschen und Energie, die es braucht, damit wir uns fortbewegen können. Und das alles ist nicht selbstverständlich, sondern ein Geschenk. Vielleicht sollten wir mit dieser Haltung in unseren Autos sitzen, im Wissen, dass es ein Luxusgut ist. Aber wie so vieles, haben wir es zum Alltäglichen und nicht zur Ausnahme gemacht, weil wir vergessen haben, wem und was wir unseren Wohlstand verdanken.
Was kann ich schon tun? Vielleicht mehr als Frau und Herr denkt. Es stimmt, manchmal sind es die Großen oder die träge Masse, die resistent gegen Veränderung ist und ihren Status Quo genießen möchten. Und was nützt es da, dass ich „alleine“ auf das Auto verzichte und mit dem Fahrrad oder einem öffentlichen Verkehrsmittel fahre?
Alles begann in der kleinen Evangelischen Kirche in Dornbirn. Zum zweiten Mal, veranstaltete der evangelische Pfarrer Michael Meyer und der Umweltbautftragte der katholischen Kirche Vorarlbergs Jürgen Mathis einen Schöpfungsgottesdienst. Gekommen waren 5 Personen. Im Gottesdienst selber, gab es dann einen Moment des Austausches, an dem jede Person erzählen konnte, welche persönlichen Dinge versucht werden, um ökologisch gerechter und besser zu leben. Dabei kamen sehr schöne und berührende Themen und Haltungen zur Sprache. Sogar ein Leben ohne eigenes Auto, von dem ein Paar erzählt hat, schien auf einmal möglich zu sein. Am Ende des Gottesdienste, entstand der Wunsche, sich bald wieder zu sehen und am Thema weiter zu arbeiten.
Zum besagten Kleinteam kam nun Hubert Feurstein hinzu und bald standt fest, dass in Zukunft, die Schöpfungsgottesdienste nicht mehr „versteckt“ in einer Kirche stattfinden sollten, sondern sichtbar, auch auf den Straßen und öffentlichen Plätzen. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Bald gab es für den Schöpfungsottesdienst eine neue Bezeichnung: „politisches Nachtgebet“ und in Zukunft fungierte das Netzwerk unter dem Namen „Auf-hören“. Als Gast wurde beim ersten politischen Nachtgebt, Frau Prof. Helga Kromp-Kolb in die Stadtpfarrkirche Dornbirn eingeladen. Im Anschluss gab es dann einen öffentlichen Pilgerweg bis nach Bregenz vor die Landesregierung. Dort wurde eine Petition übergeben, mit den Forderungen, für mehr öffentliche Verkehrsmittel und dem Stop öffentlicher Straßenprojekte. Kurze Zeit später, gab es eine Mahnwache, zu der verschiedene Organisationen, die sich für Umweltschutz einsetzen, eingeladen warend. Daraus entstand ein noch größeres Netzwerk. Heute, einen halb Jahre später, ist das Netzwerk in verschiedenen Projekten aktiv. Von regelmäßigen Leserbriefen, Gottesdiensten, Mahnwachen und Demonstrationen bis hin, zu zivielem Ungehorsam reichen die Projekte, unterstützt durch die Einübung eines dazu passenden Lebensstiles. Zu unserem Thema passend, sei hier die „Mobilitätswende Jetzt“, die eine eigene Homepage betreibt, erwähnt. Was ist die gemeinsame Erfahrung? Wir alle sind teilmächtig und können, dort wo wir nicht alleine bleiben, sondern uns verbinden, viel bewegen. Wichtig dabei, der ökologische Handabdruck, also das öffentlich wirksame Aufzeigen wie es gehen könnte, sich zu Wort melden und in die Gesellschaft hineinwirken, ist ebenso wichtig, wie der eigene Lebensstil.