Autofasten in der Kammer des Schreckens
Christian Hölbling hat zwanzig Jahre auf dem Land gelebt und weiß, wie schwierig es ist, von A nach B zu kommen. Vor allem als Vater hat er viel Zeit damit verbracht, seine Kinder zu den verschiedenen Terminen zu fahren. Er selbst ist ein kritischer Beobachter des immer noch zunehmenden Autoverkehrs, weshalb er vor drei Jahren beschlossen hat, das Familienauto auf ein Elektroauto umzustellen. Jetzt, wo er in der Stadt wohnt, fährt er so wenig wie möglich Auto und erledigt die meisten Wege zu Fuß, aber auch mit dem Bus und dem Fahrrad. „In Klagenfurt bekommen Autos zu viel Platz und wir sind so autofixiert, dass wir vergessen, dass sie von Menschen gesteuert werden“, führt er aus. Ihm ist als kritischer Bürger besonders wichtig, dass man sich nicht damit zufriedengibt, dass es keine alternativen Transportmöglichkeiten gibt, auch wenn man im Alltag auf das Auto angewiesen ist: „Unsere Städte werden viel zu langsam von Autoplätzen befreit und wir in Kärnten hinken damit Jahrzehnte hinterher. Es gibt keine Carsharing-Angebote und Schul- sowie Arbeitszeiten werden nicht mit dem öffentlichen Verkehr abgestimmt.“ Diese Auto- Fixiertheit zeigt sich auch darin, dass Klagenfurt die einzige Landeshauptstadt ist, durch die man mit dem Auto mittendurch fahren kann. Als Vorbild in Sachen Verkehrskonzepte nennt er Ljubljana.
Nur mit der Bereitschaft sich zu verändern und alte Gewohnheiten aufzubrechen, können neue Infrastrukturmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Dafür braucht es seiner Meinung nach mutige Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens, wie unseren Bischof, die als Vorbilder selbst den Zug und das Fahrrad nutzen.
100% der Menschen sind Fußgänger, aber nur ein Teil davon sind Autofahrer. Trotzdem ist unser gesellschaftliches Leben hauptsächlich auf Autofahrer und Autos ausgerichtet. Die Aktion Autofasten unterstützt er gerne und ist überzeugt, dass kleine Aktionen, wie der Verzicht auf das Elterntaxi auf dem Weg zur Schule, langfristig Veränderungen bewirken können. Fasten aus religiöser Sicht findet er interessant, vor allem in Hinblick darauf, dass wir uns mit dem Fasten auf das Wesentliche konzentrieren. Das Wichtige vom weniger Wichtigen unterscheiden und unser Leben neu ausrichten.
Je langsamer wir uns fortbewegen, umso mehr nehmen wir um uns herum wahr. Dadurch wird das Autofasten zu einem Gewinn.
Vielen Dank, Christian Hölbling, für das Interview.
Interview: Harald Jost, Ulrike Wöhlert, Fotos: Wöhlert (F2) , Unglaub Vera (F1)